Ausgesuchte Orgelmanieren- eine Rezension zur Orgelfeierstunde an St. Simon und Judas

15.10.24, 17:46
W. Dohr
2024_10_15_Orgelkonzert_SJ_24 (c) W.Dohr

Die mit „Virtuose Orgelmusik“ apostrophierte Orgelfeierstunde, die eine Woche nach dem Erntesonntag 2024 in der katholischen Pfarrkirche St. Simon und Judas Hennef in den musikalischen Fokus rückte, machte diese Wiederbegegnung nach dem Jahre 2017 möglich. Wolfgang Capek ist einer aus der Orgelzunft, der mit der Königin der Instrumente (was für die Rieger-Orgel in besonderem Maße zutrifft!) immer wieder eine enge und überzeugende Beziehung eingeht. Hatte der internationale Konzertorganist, der auch als Kirchenmusiker an der Wiener Hofkirche (ehemalige Klosterkirche des Wiener Augustinerordens) fungiert, bei seiner ersten Visite an der Sieg exponierte Orgelwerke von Max Reger, Eugène Gigout, Marcel Dupré, Jean Langlais und Louis Vierne in vorzüglicher Weise zu Gehör gebracht, so beeindruckte er bei seinem erneuten Besuch mit sorgfältig gewählten und inzenierten Originalwerken und Transskritionen, die den eigentlichen Reiz des inspirierten Ogelkonzertes ausmachten und an dem die vielen Hörer zurecht ihre helle Freude hatten.
Regionalkantor Norbert Schmitz-Witter, der seit mehr als 30 Jahren die Kirchen- und Orgelmusik an St. Simon und Judas in jeder erdenklichen Weise und in vorbildlicher Manier fördert, hatte das grandiose Konzert in Zusammenarbeit mit „Orgelkultur Rhein-Sieg“ organiert und einmal mehr Sorge dafür getragen, dass der Gastorganist gerne auf der Orgelbank seinen Platz einnahm. Dieser widmete sich mit ausgesuchten Orgelmanieren zunächst der Sinfonia aus der Kantate „Wir danken dir Gott“ (BWV 29) von Johann Sebastian Bach, die Wolfram Gehring kunstfertig und stilverständig für die Orgel adaptiert hat. Dieses gelungene Arrangemant hätte selbst dem Leipziger Thomaskantor gefallen! Die bezaubernden Orgelminiaturen für Flötenuhr (eine Miniaturorgel, die durch ein Uhrwerk, einen Blaseblag und eine Stiftwalze in Bewegung setzt und so zum Klingen bringt) von Joseph Haydn waren wirklich von betörender Wirkung.
Wie aus den instruktiven Erläuterungen des Regionalkantors zum Programm hervorgeht, hat Mozart die Orgel geliebt, obwohl er nur wenige Orgelstücke vertont hat. Eines davon ist die Fantasie f-moll (KV 608), die kontrapunktisch ein Meisterstück darsstellt und von Wolfgang Capek als solches interpretiert wurde. Als dritten österreichischen Komponisten im Bunde, präsentierte er Anton Bruckners herrlich romantisierde 4. Orchestersinfonie Es-Dur, die der Wiener Organist Thomas Schmögner mit Fantasie und Esprit für die Orgel umgeschrieben hat, die für jeden Organisten eine dankbare Aufgabe hinsichtlich der musikalischen Gestaltungsfreude darstellt. Der Protagonist der Wiener Hofkirche begegnete der faszinierenden Transskription mit hellwacher Gebärde und einem ausgesprägten Gespür für die rechten Klangfarben und für eine geschickte Registrierung, wobei ihm die Rieger-Orgel gewiss entgegenkam. Bruckner wäre von der musikalischen Umsetzung seiner Sinfonie und dem bravourösen Orgelspiel begeistert gewesen, was man mit Fug und Recht behaupten kann!
Von der Spielfreude und der stilistischen Sorgfalt lebte auch das ebenfalls von Thomas Schmögner für Orgel arrangierte Finale aus der Orchestersinfonie a-moll (op. 24) des französischen Komponisten Louis Vierne sowie die Orgelstücke Scherzo „Spielende Faunen“ des ungarisch-amerikanischen Komponisten Deszö Antalffy-Zsiross (1835-1945) sowie Verset F-Dur und Offertoire C-Dur des französischen Komonisten Louis J. A.  Lefébure-Wély (1817-1869). Auch disee Stücke zeigten die Klangmöglichkeiten der Rieger-Orgel auf, die Wolfgang Capek in gekonnter Manier auslotete. Während des Konzertes stellte der Kreisdechant und Hennefer Pfarrer, Hans-Josef Lahr, mit beredten Worten den mit Damen, Körnern und Früchten ausgelegten Erntedankteppich mit einem riesengrossen und Bild der „Thronenden Madonna mit Kind“ des frühbarocken flämischen Meisters Peter Paul Rubens (1577-1640).  Hans-Josef Lahr, der geistige Vater dieser wundervollen Ernteteppiche, die bereits zum achten Mal die Hennefer Kirche zierten, ist ein kunstsinniger und glaubensfroher Protagonist und braucht sich selbst von den Kunstkennern zu verstecken! Das hätte sicherlich auch Rubens so gesehen, wenn er sein umgewandeltes Werk in Augenschein hätte nehmen können. Was der inspirierte Geistliche zum Werk und zu dessen Schöpfung erläuterte ist aller Ehren wert, wie auch die Schaffenskraft der unermüdlichen Helferinnen.
Walter Dohr

Pastoralbüro für den Pfarrverband

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